OK Coaching

Zum Nachdenken

Die Magie der Unvollkommenheit

..................Fühlen.......

.....spürst du den Sog....

Ein zauberhafter Einstieg in eine magische Welt. Das Wort Magie lässt uns in eine wunderbare Schwingung eintauchen. Manche mögen es mit Aberglauben abtun, aber die meisten denken nicht an ein Hexenwerk sondern an eine Zauberkunst. Magie hat etwas Freies, Leichtes im Gepäck und auch einen Funken Hoffnung, durch die rosarote Brille eines Träumers zu schauen. Wäre da nicht die Unvollkommenheit, die so manchem eher sauer aufstoßen mag. Unvollkommenheit? In einer Welt wie der unseren? Sofort mit Besen und Laubgebläse unter einen Teppich des Schweigens und Verborgenen gekehrt. Auf einem im Außen ziemlich perfekt anmutenden Erdball. Aus dem Universum betrachtet wohl kaum mehr, aber das kümmert die Menschen hier unten, die wie Ameisen der Vollkommenheit nacheifern, kaum. Schließlich geht es doch darum, dazu zu gehören. Nur wozu kann der oder die Einzelne beim Nachfragen nicht beantworten. Man erntet oft nur verständnislose Gesichter. Womit beschäftigt die sich denn? Ist sie auf dem Problemtrip? Nicht hinschauen und JA sagen, das gehört zum guten Ton, und in der Tiefe graben ist doch die Aufgabe von Totengräbern oder Menschen, die eben nicht dazu gehören wollen. So oder ähnlich könnte man in dieses Thema einleiten.

Könnte man. Aber dann kann man die Unvollkommenheit auch schon wieder abschließen. Doch ich bin hier noch lange nicht fertig. Ich bin eine von denen, die es genauer wissen wollen. Eine Detektivin, eine Aufdeckerin und Hinschauerin. Und wenn ich deshalb nicht dazu gehöre, macht mir das gar nichts. Wegschauen ist aus meiner Sicht schon längst out. Die meisten haben es nur noch nicht begriffen. Aber das ist auch ihr Kaffee, Tee oder Kakao.

Nehmen wir doch mal die Kunst her. In der Kunstwelt liegt die Betonung nicht unbedingt auf der perfekten Schönheit. Es geht vielmehr darum, was sich der Künstler dabei gedacht oder viel besser: dabei gefühlt hat. Handelt es sich doch hier um Unikate, die in ihrer Einzigartigkeit glänzen, weit ab vom ewig „gleich sein“ müssen und „nicht aus dem Rahmen fallen“ dürfen. Dort wo es hier Unregelmäßigkeiten gibt, bekommt das Werk eine einzigartige Ausstrahlung für den Moment oder auch die Ewigkeit. Und wer entscheidet ob etwas in diesem Kontext unvollkommen ist? Dies liegt doch im Auge des Betrachters und vielleicht auch an jenen, die scheinbar nichts davon verstehen, denen man aber verklickert, dass dies – und nur dies – die neue Bombenattraktion ist. Wenn man Menschen in Ausstellungen zuhört – ich meine diejenigen, die an unterschiedlichen ständig auftauchen und ständig kommentieren  – dann könnte man meinen, das wären die Weltversteher. Beobachte mal diejenigen, die nichts sagen, aber stundenlang vor einem Bild oder Text stehen oder hocken und – nichts tun – sondern es einfach auf sich wirken lassen. Da möchte man dann doch in die „Meinung“ oder Wahrnehmung mit hineinfühlen, denn das sind wohl die besseren „Checker“ – sofern man hier überhaupt bewerten sollte. Es geht ja um die Unvollkommenheit. Und es ist schön, wenn jemand etwas gestaltet und dafür andere findet, die es lieben, auch wenn es für den Rest voller „Fehler“ ist. So ist es auch bei Texten. Wer entscheidet denn, ob ein Text gut oder schlecht ist? Die Masse? Hat die große Menge an Lemmingen immer Recht?

In meiner Arbeit mit Menschen ist für mich immer etwas ganz Besonderes wesentlich gewesen. Die Besonderheit und weniger die Wesentlichkeit der Person, mit der ich arbeite – sei es in einem Coaching oder aber auch in anderen Bereichen. Mein Interesse gilt der Einzigartigkeit jedes Einzelnen (jeder Einzelnen), die nicht immer sofort sichtbar ist, aber die es interessant macht, dieser Person näher zu kommen oder auf den Grund zu gehen. Näher deshalb, weil ich ja versuche, in sie hineinzuschauen, sie zu verstehen und das auszuheben, was irgendwo im Verborgenen schlummert. Fehler und Schwächen sind nämlich oft die Quelle für Wachstum und Lernen. Und wenn wir erst unsere Schwachstellen akzeptieren – ja lieben – lernen, dann fängt das eigentliche Lernen erst an. Freudig, energievoll und – auch magisch.

Blicken wir noch etwas tiefer hinein. In die Beziehungen. Wir wissen, dass niemand perfekt ist, trotzdem sticheln wir immer wieder dort hinein, wo der andere verletzbar, unperfekt und deshalb andererseits wieder ganz normal ist. Was wäre, wenn du deine Unvollkommenheit akzeptieren könntest, und der andere dir diese Akzeptanz auch entgegen bringt? Und was noch schwieriger ist: Wenn du das Unperfekte deines Partners – deiner Partnerin – lieben würdest, anstatt die Augen zu verdrehen? Wow – da hätten wir dann lauter Partnerschaften mit tiefem Verständnis, intensiver Bindung und genug Raum für Empathie. Und das ohne Paartherapeuten. Diese Berufsgruppe wäre dann von hoher Arbeitslosigkeit betroffen und müsste gänzlich umschulen. Lächle deinen Partner an, wenn er morgen wieder vollkommen unvollkommen neben dir aufwacht, oder mitten in der Nacht zu schnarchen beginnt. Liebe es, denn wahrscheinlich wirst auch du, ohne es zu merken, einige Raunzer von dir geben, die Ärgergefühle oder Wutanfälle bei anderen auslösen können. Denk mal drüber nach. Ganz ehrlich: Auf einer Skala von 1-10 (1 unvollkommen – 10 vollkommen). Wo findest du dich selbst wieder? Mach mal diesen von mir grad erfundenen Partnerschaftstest: Du selbst schätzt zuerst dich und dann deinen Partner ein. Schreib den Skalenwert auf einen Zettel. Bitte deinen Partner dies auch zu tun. Und dann kommen die 4 Karten auf den Tisch. So ein Ergebnis kann erbauend sein. Nicht zweifeln – TUN. Gesprächsstoff wird es ganz sicher geben. Beschwerden können gerne an mich gerichtet werden.

Schon die Natur hat es uns Abermillionen Jahre lang vorgemacht. Kein Baum, keine Blume oder Tier ist perfekt geformt. Trotzdem erstrahlen sie einzeln, und vielleicht entdeckst du gerade dort die Anziehungskraft oder das Außergewöhnliche, wo du Andersartigkeit erkennst. Ja, manches erscheint auch akurat und genau. Und genau dieses Zusammenspiel von Chaos und Ordnung macht das Gesamtbild wieder besonders.

Ist es real nach der Perfektion zu streben? Auch philosophische und spirituelle Ansätze würden so ein Unterfangen als unrealistisch beschreiben. Vielmehr kann doch die Unvollkommenheit der Schlüssel zu innerem Frieden oder zum großen nachgeeiferten Glück sein. Diejenigen, die in Richtung Perfektion zu suchen beginnen, werden an dieser Mission kläglich scheitern – change your direction. Und waren nicht viele der großen Künstler der Geschichte melancholisch und oft scheinbar unglücklich? Und doch haben sie großes geschaffen. Noch heute profitieren wir davon.

Wenn du glaubst, nicht kreativ zu sein, dann bist du wohl auch dem Mythos verfallen, etwas gut machen zu müssen. Du siehst ein perfektes Ergebnis vor dir und meinst, dieses sowieso nicht zu erreichen. Und deshalb fängst du erst gar nicht an. Viele der großen Erfinder haben nach dem 10000. Scheitern noch immer weiter gemacht und plötzlich hat sich dann ein Ergebnis gezeigt, das weit größer war, als das, was sie in der Vorstellung imaginierten. Zufall? Und wenn schon? Gib dem Zufall die Gelegenheit in dein Leben zu treten. Dazu musst du deine Kreativität auspacken und starten. Irgendwo. Irgendwann. Irgendwie. Ohne nachzudenken. Vielleicht zeigt dir das Leben den Weg – nütze den Impuls, so lange er da ist und gib ihm die Chance etwas Gutes, Großes zu werden – für die ganze Welt, oder nur für dich. Die Magie der Unvollkommenheit liegt ja oft nur in der Fähigkeit, der Schönheit Bedeutung oder einen Wert zu geben. Sei also bereit, die Einzigartigkeit und Individualität zu schätzen: In dir, in anderen und in der Natur. Gutes Gelingen beim Erkennen und Verwandeln des Unvollkommenen in etwas Wertvolles – aus deinem Blickwinkel. Rücke es in ein anderes Licht, sei ver-rückt (und wenn es nur die Tassen in deinem Schrank sind) und füge etwas Zaubersalz, ein verschmitztes Lächeln oder ein Hexenelixier hinzu. Und betrachte das Ergebnis dann in seiner Meisterschaft und Vollendung. Oder lass es einfach so, wie du es vorgefunden hast – mit seinen Ecken, Kanten und Rundungen.